Von Allerbüttel aus geht es in die Ferne

Der Yachthafen am Mittellandkanal ist der Ausgangspunkt für viele Fans von Urlaub auf Seen und Flüssen.

Maximilian Wiescher

Calberlah Der Hafen am Mittellandkanal liegt ein wenig versteckt neben der Landstraße Calberlah–Wolfsburg. Das Hafenbecken, ein Lagerplatz und das Clubheim samt Bar, Wintergarten und Grill-Pavillon sind die Heimat des Yacht-Clubs Hoffmannstadt Fallersleben. An den Wänden zeugen Flaggen von anderen Yacht-Clubs von Berlin bis Karlsruhe von weit gereisten Gästen. 22 der 25 Liegeplätze im Hafen sind für die Motorboote und Yachten der Clubmitglieder reserviert, die restlichen werden für Gäste frei gehalten.

„Dieses Jahr haben wir hier viele Holländer als Gäste, die in Berlin, Brandenburg oder an der Müritz Urlaub machen“, erzählt Jürgen Schmidt, Vorstandsmitglied des Clubs. Letztes Jahr gab es 250 Gastlieger. „Es ist möglich, dass es dieses Jahr genauso viele werden. Corona kann sich negativ oder positiv auswirken. Viele, die sonst nach Italien, Kroatien oder in der Türkei gereist wären, verbringen mehr Zeit hier am Kanal.“ Viele weit gereiste Boots-Urlauber legen in Allerbüttel einen eintägigen Zwischenstopp ein, manche bleiben auch für mehrere Tage.

Der Club hat oft weit gereiste Gäste

Schließlich habe der Hafen in Allerbüttel zwei wichtige verkehrstechnische Pluspunkte, wie Schmidt meint: Zum einen liege er etwa in der Mitte des Mittellandkanals zwischen Berlin und den Niederlanden, zum anderen sei der Elbe-Seitenkanal in der Nähe. Das sei vor allem gut für diejenigen, die mit ihrem Boot nach Hamburg oder Lübeck fahren wollen. „Allerdings sind Kanäle für Boots-Urlauber recht langweilig. Der Elbe-Seitenkanal ist die langweiligste Binnenwasserstraße in Deutschland, 110 Kilometer lang.“ Flüsse gelten als viel interessanter, weil man dort rechts und links nicht nur Spundwände sieht.

Für die meisten „Wasserwanderer“ gelte das Motto „Der Weg ist das Ziel“: Für eine Yacht seien zehn Stundenkilometer die entspannteste und für den Motor sparsamste Geschwindigkeit. Wer sechs Stunden auf seinem Boot verbringt, kommt also ein einem Tag 60 Kilometer weit – zum Beispiel von Allerbüttel bis Haldensleben in der Magdeburger Börde. Aber Schmidt kennt auch andere Boots-Urlauber: Manche bringen zum Urlaubsbeginn ihr Boot mit einer langen Nonstop-Fahrt nach Brandenburg, um dann umso mehr Zeit für die Potsdamer Seen, die Gewässer Berlins oder sogar die Mecklenburgische Seenplatte zu haben.

Mit der Yacht ging es zur Ostsee

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Peter und Helga Markert aus Vollbüttel unternahmen in diesem Sommer eine Bootsreise zur Ostsee. Maximilian Wiescher BZV

Zu den weit gereisten Boots-Urlaubern gehörten in diesem Sommer auch Peter und Helga Markert aus Vollbüttel: Zusammen mit sechs weiteren Mitgliedern des Yacht-Clubs unternahmen sie eine dreiwöchige Ostsee-Reise. Drei Tage lang reisten insgesamt drei Boote über den Elbe-Seitenkanal und den Elbe-Lübeck-Kanal zur Ostsee, anschließend verbrachte die Reisegruppe mehrere Tage in Lübeck, Travemünde, Grömitz, Boltenhagen und Kühlungsborn.

„Das Wetter war super, kein bisschen Sturm, alles tiefenentspannt“, resümiert Peter Markert. „Boots-Urlaub ist wie Camping: Du fährst in den Hafen, meldest dich an und hast dann dein Boot als Unterkunft.“ Schließlich sind Yachten auch mit Lagerräumen, Schlafkabinen, Badezimmern und Miniküchen ausgestattet – ähnlich wie Wohnmobile, allerdings mit wesentlich mehr Platz.

GR 15.08.2020